Martin Pasler

Über den Chardonnay:

Es ist noch gar nicht lange her, da wurde der Chardonnay in der Weinszene häufiger verhöhnt als gelobt. »Anything but Chardonnay«, kurz ABC, lautete ein beliebter Slogan, der ab den frühen neunziger Jahren um die Welt ging und einen zunehmend uniformen Geschmack der Weine kritisierte. Großzügige Vanillewürze nebst massivem Alkoholgehalt waren damals die aromatischen Kriterien, nach denen ein vermeintlich hochwertiger Chardonnay bemessen, weltweit erzeugt und erfolgreich vermarktet wurde. Das Pendel hat in den vergangenen Jahren umgeschlagen. Wenn adipöse Chardonnays auch nicht ausgestorben sind, finden sich doch immer häufiger feinwürzige Gewächse mit moderaten Alkoholgradationen. Während das Winemaking zugunsten der Herkunft einen Schritt beiseitegetreten ist, hat die aromatische Vielfalt zahlreiche Facetten dazugewonnen. Eine Entwicklung, die auch an den Weinen von Martin Pasler nicht spurlos vorübergegangen ist. Zum köstlichen Glück, möchte man ausrufen, denn seine kalkreichen Weinberge bieten beste Bedingungen für ausdrucksstarke Chardonnays, die ihren Charakter umso mehr zeigen, desto weniger sie beim Ausbau mit stark getoasteten Fässern in Kontakt gekommen sind. Wem es, wie Pasler bei diesem Wein, um einen puristischen Stil geht, setzt auf ein geschmacksneutrales Gebinde. Das bringt die saftig-frischen Seiten des Chardonnays hervor. »Anything but Chardonnay« war gestern.